Edelmetallarbeitgeber und IG Metall in Baden-Württemberg treffen sich zur ersten Tarifverhandlung in Pforzheim.
Pforzheim, 17.04.2018 – Am heutigen Tag trafen sich IG Metall und die Tarifgemeinschaft im Bundesverband Schmuck und Uhren zur ersten Runde der diesjährigen Tarifverhandlungen im Industriehaus in Pforzheim. Den Verhandlungen vorangegangen waren Treffen der kleinen Kommissionen beider Parteien in den letzten Wochen. „Erste Gespräche in kleiner Run-de zur Analyse und Bewertung des kürzlichen Abschlusses in der Metallindustrie verliefen konstruktiv“, erklärt Oliver Müller, Vorsitzender der Tarifkommission beim BV Schmuck und Uhren.
Und so war man auf Arbeitgeberseite auf die Forderungen der IG Metall für die Edelmetallbranche im Rahmen der ersten Verhandlungsrunde am heutigen Dienstag gespannt. „Bisher wussten wir von möglichen Forderungen teilweise aus der Presse, teilweise können wir natürlich auch lesen, dass der unverhältnismäßig hohe Abschluss der Metall- und Elektroin-dustrie Begehrlichkeiten geweckt hat“, sagt Müller. „Angesichts der guten Konjunktur in unserer Industrie ergibt sich sicherlich die Möglichkeit einer angemessenen Entgelterhöhung, so wie bereits in den vorangegangenen Jahren. „Dass wir hier nicht ganz mit den Vorgaben der größeren Industriezweige mithalten können, sollte in diesem Zusammenhang verständlich sein. Die geforderten sechs Prozent sind ebenso abwegig wie die bei M+E abgeschlossenen 4,3 Prozent plus Zuschläge, die allein im Entgeltbereich eine erhebliche Zusatzbelastung bedeuten.“
Müller verweist ebenso darauf, dass die durchweg mittelständisch strukturierten Betriebe der Edelmetallindustrie in Deutschland aufgrund zu hoher Kosten zunehmend Probleme haben, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. „Wenn wir Arbeitsplätze sichern und hierfür gleichzeitig Investitionen – insbesondere in den digitalen Wandel – tätigen möchten, muss dieser Realität im Rahmen jeder Entgelterhöhungsdiskussion Rechnung getragen werden.“
Zu den Arbeitszeitvorstellungen der Gewerkschaft – insb. einen Anspruch für alle Arbeitnehmer, ihre Arbeitszeit vorübergehend auf bis zu 28 Stunden abzusenken – sagte Müller: „Natürlich sehen auch wir, dass die Wünsche mancher unserer Mitarbeiter in diese Richtung gehen. Deshalb sind die Betriebe ja bereits heute schon sehr weitgehend bereit, unter Berücksichtigung der betrieblichen Abläufe den persönlichen Belangen unserer Beschäftigten in der Arbeitszeitgestaltung möglichst entgegen zu kommen. Die Betriebe, die heute schon viel in dieser Richtung getan haben, dürfen nicht noch zusätzlich belastet werden. Darüber hinaus darf der Fachkräftemangel nicht durch solche Maßnahmen weiter verschärft werden. Für viele Facharbeiterqualifikationen ist der Markt heute schon leer gefegt, die Betriebe können gerade in den kleineren Abteilungen etwaige Ausfälle nicht kompensieren. Gleichwohl haben wir der Arbeitnehmerseite heute unsere grundsätzliche Bereitschaft erklärt, unter der Voraussetzung, dass auch unsere Vorstellungen in diesem Zusammenhang in einer gemeinsamen tariflichen Regelung Beachtung finden werden“, so Oliver Müller.“
Die Arbeitgeber fordern ihrerseits – wie in der vorherigen Tarifrunde – die schon lange bestehenden Änderungen in der gesetzlichen Rentenversicherung endlich auch in der tariflichen Alterssicherung umzusetzen. Im Gegenzug wird die Einrichtung eines betrieblichen Gesundheitsfonds vorgeschlagen, um präventive Maßnahmen zum Gesundheitsschutz der Beschäftigten zu fördern. „Damit würde tarifliches Neuland beschritten“, so Herr Müller weiter, denn auch die Gewerkschaft und die Betriebsräte hätten deutlich gemacht, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter hier eine besondere Verantwortung für Ihre Beschäftigten hätten, wenn sich die individuelle Lebensarbeitszeit verlängere.