Schmuck und Uhren aus Deutschland sind weltweit gefragt – von der BASELWORLD 2017 werden neue Impulse erwartet.
Der Jahresauftakt auf der Messe Inhorgenta in München war für die deutsche Schmuck- und Uhrenindustrie wie bereits im Jahr 2016 vielversprechend, und somit eine gute atmosphärische Einstimmung auf die bevorstehende internationale Leitmesse Baselworld, die vom 23. bis 30. März 2017 in der traditionsreichen Messestadt Basel stattfinden wird.
Die jetzt vorliegenden statistischen Jahresabschlusszahlen 2016 für die Produktion von Schmuck und Uhren in Deutschland lassen zwar die hohe Produktivität und Innovationskraft der Hersteller und ihrer kreativen Mitarbeiter erkennen, gleichwohl ist ihre realistische Bewertung nicht ganz einfach. Denn Umsatz meldepflichtig an das Statistische Bundesamt sind nur die Unternehmen ab 50 Beschäftigten, wohingegen beim Außenhandel sämtliche Unternehmen bereits ab € 500.000 erfasst werden.
Der Bundesverband Schmuck und Uhren (mit Sitz in Pforzheim), der in seinen Reihen 60 % Mitgliedsunternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern zählt, sieht in den kleineren Unternehmen die Hauptumsatzträger der beiden Branchen. „Unsere Kleinen sind die eigentlich Großen dieser beiden Industriesparten“ lautet deshalb der eingängige Slogan.
Nach den aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes wurde bei den Schmuck, Gold- und Silberschmiedewaren – Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern beim Umsatz in 2016 (€ 361 Mio.) ein Minus von knapp -2 % gegenüber 2015 (€ 368 Mio.) registriert. Die Zahl der erfassten Betriebe sank von 19 auf 18, entsprechend reduzierte sich die Zahl der Mitarbeiter um knapp – 1 % auf 2030. Dieser generell gleichbleibende Trend ist offenbar auch bei den kleineren Firmen mit bis zu 20 Beschäftigten erkennbar, wie eine verbandsinterne Umfrage des BV Schmuck + Uhren ergeben hat. Hier vermeldeten rund 80 % der Firmen eine unveränderte Umsatzentwicklung bzw. eine leichte Umsatzsteigerung im letzten Jahr, was auf eine geringfügig bessere Position in der allgemeinen Geschäftsentwicklung dieser Unternehmenssparte hindeutet.
Im Außenhandel wiederum, von dem ein Großteil der Betriebe erfasst ist, stiegen die Jahresumsätze 2016 zu 2015 um knapp 9 % auf rund € 2,6 Mrd. Dieser Wert zeigt in Relation zum Jahresumsatz der größeren Betriebe ab 50 Beschäftigten die enorme Wirtschaftskraft der kleineren Firmen. Der Außenhandel selbst verteilt sich zu knapp 78% auf europäische Kunden, zu 9 % auf Asien und zu 14% auf den „Rest der Welt“.
Der Rückgang der Einfuhrumsätze von Schmuck, Gold- und Silberschmiedewaren macht deutlich, dass die international doch teils deutlichen Bremsspuren auch am deutschen Marktgeschehen nicht spurlos vorüber gingen. Denn sie sanken um – 3,2 % auf € 1,77 Mrd. Beim Vorjahresvergleich von 2015 zu 2014 verzeichnete man noch eine Steigerung um satte 13%. Die Einfuhrumsätze verteilten sich nach den Herkunftsregionen mit 40 % auf Europa, zu 50% auf Asien und 10 % den „Rest der Welt“.
Bei Uhren kontinuierlich jährliche Steigerung
Die deutschen Uhrenhersteller mit über 50 Beschäftigten wiederum konnten in 2016 ihre über Jahre kontinuierliche Aufwärtsentwicklung beim Umsatz (€ 431 Mio.) fortsetzen, allerdings nur noch um 1,5% gegenüber 2015. Die 16 Betriebe bauten ihre Belegschaft um 2,7% in 2016 weiter aus. Das bedeutet u.a. eine Aufstockung der Mitarbeiter in nur fünf Jahren um rund 1000 auf 2800 Ende 2016!
Gleichwohl zeigten die Ausfuhr als auch Einfuhr von Uhren – wie in vielen anderen Ländern auch – eine klare Tendenz in Richtung Minus-Bereich, was wohl die Folge eines veränderten Reiseverhaltens im internationalen Tourismus als auch weltweiten politischen Veränderungsprozessen war. So verringerte sich der Außenhandel gegenüber 2015 um – 17% auf € 1,67 Mrd. Zu drei Viertel gingen die Uhren an europäische Kunden, zu einem Fünftel nach Asien und zu lediglich 5 % an Kunden im „Rest der Welt“.
Noch einschneidender verringerte sich die Einfuhr von Uhren auf dem deutschen Binnenmarkt und zwar um – 20,5 % auf nur noch € 1,96 Mrd. Herkunftsregionen waren zu 70 % Europa und zu 30 % Asien.
Hingegen blieb die Einfuhr von Uhrwerken relativ stabil. Sie stieg sogar um + 4% auf einen Wert von € 34 Mio. Die Uhrwerke stammten zu fast 80 % aus der Schweiz und zu rund 20% aus Asien.
Was Produktion und Außenhandel von Uhren anbelangt, so richten sich in Basel die Blicke der internationalen Fachwelt vor allem auf das Uhrenland Nr. 1, die Schweiz, die vor allem im letzten Jahr schmerzliche Einbußen hinnehmen musste. Ob es den Uhrenherstellern und dem Außenhandel gelingt, diesen herben Negativtrend zu stoppen, wird sich auf der Baselworld 2017 zumindest in Ansätzen erkennen lassen. Davon dürfte das allgemeine Messeklima nicht unwesentlich beeinflusst werden, das ebenso auf die deutschen Hersteller ausstrahlen wird. Diese können auf der Basis ihrer robusten Vorjahreszahlen durchaus optimistisch sein. Zudem sind sie weniger abhängig vom hochpreisigen, Konjunktur empfindlichen Luxussegment, wie dies z.B. bei zahlreichen Schweizer Herstellern der Fall ist.
Nicht zuletzt setzen die BV Schmuck + Uhren-Mitgliedsunternehmen auf kreative Impulse, die vom vielfältigen Festprogramm der Stadt Pforzheim zu „250 Jahre Goldstadt “ in den kommenden Wochen und Monaten vermutlich ausgelöst werden.
Denn 1767 hatte Badens Markgraf Karl Friedrich die Erlaubnis erteilt, in Pforzheim eine Uhren- und Schmuckfabrik zu errichten. Diese Initialzündung verhalf Pforzheim in der Folge zur Gründung zahlreicher weiterer Unternehmen und machte die Stadt zum bedeutendsten Zentrum der Schmuck- und Uhrenindustrie in Deutschland.
BV Schmuck + Uhren
BASELWORLD 23. bis 30. März 2017