Gemeinsame Stellungnahme des Bundesverbandes der Edelstein- und Diamantindustrie e. V. sowie des Bundesverbandes Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien e. V., Pforzheim
Die Bedeutung des Messestandorts Hong Kong für die Schmuck-, Edelstein- und Uhrenindustrie wird eindrucksvoll dadurch belegt, dass zurzeit drei von vier im offiziellen Auslandsmesseprogramms des Bundes befindlichen und geförderten Auslandsmessen in Hong Kong stattfinden.
Leider hat der Stellenwert dieses wichtigen Messeplatzes in jüngster Vergangenheit gelitten, wobei auch unglückliche Ereignisse ihren Beitrag leisteten. Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang an den Super-Taifun Mangkhut, der genau zur Messezeit der September-Messe 2018 auf Hong Kong traf und deutlich auf das Messeergebnis drückte.
Seit Mitte des vergangenen Jahres setzten dann die bekannten Demonstrationen in Hong Kong ein, die den Messestandort Hong Kong zweifelsohne nachhaltig beschädigt haben. Die nächste Hiobsbotschaft ließ nicht lange auf sich warten:
Die rasante Verbreitung des Corona-Virus in Asien hat nun nach einer Pressemitteilung vom 04.02.2020 – was nicht überraschen dürfte – auch das Hong Kong Trade Development Council als Veranstalter der März-Messe in Hong Kong dazu veranlasst, einschneidende Maßnahmen zu ergreifen. So hat sich der Veranstalter dazu entschlossen, die normalerweise Anfang März stattfindende Messe, die zeitversetzt an zwei Standorten (Edelsteine, Diamanten und Perlen vom 02. bis 06.03. auf dem Asiaworld Expogelände (AWE), nahe dem Flughafen Hong Kong gelegen und der Echtschmuck im Convention and Exhibition Center in Hong Kong Stadt in der Zeit vom 04. bis 08.03.) stattfinden sollte, auf den Monat Mai zu verschieben. Dies mit der Besonderheit, dass dann beide Bereiche an einem Standort, d. h. im AWE und dies auch noch zu einer um einen Tag verkürzten Messedauer vom 18. bis 21. Mai ausstellen sollen.
Der Bundesverband der Edelstein- und Diamantindustrie sowie dessen Kollegialverband, der Bundesverbandes Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien in Pforzheim, waren in der vergangenen Woche um ihre Meinung zu einer etwaigen Verschiebung befragt worden und hatten diese ganz überwiegend abgelehnt. Der Tenor der von den Verbänden zuvor befragten Aussteller war nahezu einhellig: „Entweder man behält das bisherige Messedatum bei oder man sagt die Messe lieber ganz ab.“ Ausdrücklich begrüßt wird, dass der Veranstalter seine Verantwortung im Hinblick auf die Virus-Problematik sowohl gegenüber den Ausstellern als auch den Besuchern wahrnimmt. Andererseits aber wird eine Verschiebung in den Mai insbesondere deshalb nicht für sinnvoll erachtet, weil noch Anfang Mai die Baselworld (30.04. bis 05.05.) stattfindet und sich bereits Ende Mai die ersten Aussteller und Besucher auf den Weg zur JCK Las Vegas (02. bis 05.06.) bzw. der zeitgleich stattfindenden Couture machen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass bereits Ende Juni (25. bis 28.06.) die nächste in Hong Kong terminierte Branchenmesse stattfinden wird.
Nach Auffassung der Verbände tut man weder den Ausstellern noch den Besuchern einen Gefallen damit, vier überaus bedeutende Messen innerhalb eines Zeitfensters von zwei Monaten stattfinden zu lassen. „Dies wird“ – so die beiden Verbandsgeschäftsführer Jörg Lindemann und Dr. Guido Grohmann – „unweigerlich zu Kanibalisierungseffekten führen“. Da Branchenangehörige in der Regel einen vollen Terminkalender haben, ist auch nicht damit zu rechnen, dass die Aussteller und Besucher die zeitliche Verschiebung ohne weiteres mit ihrer Teilnahme werden bewerkstelligen können. Insofern muss auch mit einer deutlich reduzierten Aussteller- und Besucherzahl gerechnet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass Aussteller und Besucher bei der nun auf den Mai verlegten Messe in Hong Kong auch eine Risikoabwägung vornehmen müssen: Bei der Einreise in die USA zur JCK beispielsweise könnte es durchaus zu Problemen kommen, wenn die Personen direkt aus Asien zurückkehren und dann in die Vereinigten Staaten weiterreisen. Auch insoweit steht die nun verlegte Messe im Mai 2020 unter keinem guten Stern. Eine vollständige Absage der Messe wäre nicht nur für den Veranstalter, sondern auch insbesondere für die Aussteller, die schon Flüge und Hotels gebucht haben, eine schmerzvolle, aber möglicherweise die einzig logische und richtige Konsequenz gewesen.
Pforzheim und Idar-Oberstein, 04.02.2020